35-jähriges Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Zeven

1920 gründeten die Freiwilligen Feuerwehren Zeven, Wilstedt, Sittensen, Heeslingen und Tiste, wie in vielen anderen Kreisen oft schon geschehen, den Kreisfeuerwehrverband Zeven. Vorsitzende wurden Hermann Schlüsing und H.F. Bammann, beide gehörten der Zevener Wehr an. Den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit legten sie in die Unterstützung bei der Gründung von Freiwilligen Feuerwehren und die Aufnahme der gegründeten Wehren in den Kreisfeuerwehrverband.

Die Zahl der Freiwilligen Feuerwehren stieg weiter, so dass Landrat Freiherr von Hammerstein im Jahr 1925 den Zugführer Ferdinand Behrens, Zeven, zum Kreisbrandmeister des Kreises Zeven ernannte. Bis zur Zusammenlegung der Kreise Bremervörde und Zeven im Jahr 1933 hat er dieses Amt ausgeübt. Er war stets bemüht, die Freiwilligen Feuerwehren durch bessere Geräte, z. B. leistungsfähige Motorspritzen und bessere Schläuche, zu stärken und den hohen Aufwand an Helfern zu verringern. Ferdinand Behrens war erster und einziger Kreisbrandmeister des Kreises Zeven.

Bei wechselnden Mitgliederzahlen wurde die Freiwillige Feuerwehr Zeven in den zwanziger Jahren ihrer Aufgabe jederzeit gerecht. Aus Altersgründen scheidet Hermann Schlüsing 1929 als Hauptmann aus. Die Generalversammlung wählt am 17. Januar 1929 Ferdinand Behrens – bereits Kreisbrandmeister – zum neuen Hauptmann der Zevener Wehr. Unter seiner Führung wurden der Zevener Wehr im Jahr 1930 eine 1000-Liter-Benzinmotorspritze, 200 Meter B-Schläuche mit Kupplungen, 2 Steigerleitern und 3 Schlauchhaspeln übergeben. In den Jahren 1931 bis 1934 erhielten alle Mitglieder der Wehr neue Uniformen. Ebenfalls 1934 wurde der Freiwilligen Feuerwehr Zeven eine neue, 14 m lange, fahrbare Ausziehleiter übergeben.

Mit dem Beginn der Neugestaltung des Deutschen Reiches in den Jahren 1933/34 setzte auch die Umgliederung der Freiwilligen Feuerwehren ein. Neue Satzungen wurden erlassen, neue Kommandos eingeführt und neue Vorschriften für die Uniformierung waren künftig zu beachten. Durch diese Eingriffe ließ sich die Zevener Wehr jedoch nicht beeinflussen. Gut gerüstet blickten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Zeven in die Zukunft und damit auf das Jahr ihres 50-jährigen Bestehens.

Weil im Jahr 1935 die Freiwillige Feuerwehr Stade ihr 75-jähriges Jubiläum begeht und dort schon Termine für Veranstaltungen festgelegt sind, wurden die 8. Führertagung des Regierungsbezirks Stade, die 1935 anlässlich des Jubiläums in Zeven stattfinden sollte, und die Feierlichkeiten der Zevener Wehr zum 50-jährigen Jubiläum um einige Monate vorverlegt und am 29. und 30. September 1934 abgehalten.

Den Bürgern und Feuerwehrmännern aus Nah und Fern wurde ein großes Programm, mit Vorführung der verschiedenen Motor- und Handdruckspritzen, einer Schaumlösch-Kübelspritze, weiterer Kleinlöschgeräte und Patschen sowie der Einsatz verschiedener Leitern, teilweise im Rahmen von Schauübungen, geboten. Nicht fehlen durfte ein Werbemarsch durch den Ort, unter Mitwirkung aller Zevener Vereine und der zahlreich erschienenen Freiwilligen Feuerwehren. Großen Zuspruch fanden die an beiden Abenden durchgeführten Tanzveranstaltungen.

Zur 8. Führertagung des Regierungsbezirks Stade, in Zeven, wurden neben den Führungskräften der Feuerwehren des Bezirks auch Stabsleiter Windhorst, Celle, sowie von der NSDAP Herr Eiche begrüßt. Kamerad Windhorst teilte mit, dass alle bestehenden Wehren sich in Kreisverbänden und diese sich im Provinzialverband zusammengeschlossen haben. Er richtete an die Landräte die Bitte, die Feuerwehrverbände in den Landkreisen finanziell ausreichend zu unterstützen. Ortsgruppenleiter Eiche begrüßte die Teilnehmer der Tagung und betonte, dass der Wahlspruch der Feuerwehr „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ so viel bedeute wie „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ und forderte die Feuerwehrmitglieder auf, in diesem Sinne weiter zu machen. Des Weiteren gab es Vorträge, teilweise mit Lichtbildern, über die Auswirkungen des Feuerlöschgesetzes, Neues über die Wasserversorgung und über Gefahren durch Elektrizität.

Mit Ablauf des Jahres 1934 schied Ferdinand Behrens altersbedingt aus dem aktiven Dienst aus. Zu seinem Nachfolger wählte die Generalversammlung am 15. Februar 1935 den Brunnenbauer Hans Habenicht. Als Stadtbrandmeister, so jetzt die Dienstbezeichnung nach den Feuerlöschgesetz, übernahm Habenicht die Wehr zu Beginn einer Zeit, die viele Veränderungen brachte. Das 1899 erbaute Spritzenhaus in der Bäckerstraße war zu klein, um die neuen Spritzen und Leitern dort unterzubringen. Das Bestreben, ein neues Haus für die Gerätschaften zu bauen, hatte Erfolg. Nach dem Kauf eines Grundstücks an der Straße „Auf der Worth“ durch die Stadt Zeven, wurde dort ein für damalige Verhältnisse großzügiges Gerätehaus gebaut. Fünf Stellplätze für die 4 Spritzen und die fahrbare Leiter wurden geplant, dazu Räumlichkeiten für eine Schlauchpflegerei, in der die Schläuche aller Feuerwehren des Altkreises Zeven fachmännisch gewaschen und gepflegt werden sollen. Zum Trocknen der Schläuche war ein angebauter Turm geplant. Neben einer Wohnung im Obergeschoss für den Haus- und Gerätewart erhielt die Feuerwehr, ebenfalls im Obergeschoss, einen kleinen Ver-sammlungsraum. Feierlich wurde am 5. Juli 1936 der Schlüssel zum neuen Feuerwehrgerätehaus von Bürgermeister Lindenkohl, der immer die Belange der Feuerwehr unterstützte, an Stadtbrandmeister Habenicht übergeben.

In der Folgezeit konnte auch der Wunsch nach einer Musikkapelle verwirklicht werden. In zäher Überzeugungsarbeit war es dem Kameraden Schmidt gelungen, die Kapelle auf die Beine zu stellen. Zur Alarmierung der Feuerwehr wurden Sirenen installiert und damit die Schlagkraft der Wehr deutlich erhöht.

Große Sorgen bereiteten Stadtbrandmeister Habenicht die aus seiner Sicht zu geringe Anzahl an aktiven Mitgliedern. Nach seiner Rechnung waren für die Besetzung aller Posten 91 Mann erforderlich, 72 Mitglieder standen aber nur zur Verfügung. Von diesen Mitgliedern stufte er 20 als unzuverlässig, träge und faul ein, was dann einen Fehlbestand von 39 Mann ergab. Diese Rechnung teilte er Bürgermeister Lindenkohl mit, mit der Bitte, diesen Fehlbestand durch Verpflichtung tauglicher Bürger auszugleichen. Das Ergebnis ist leider nicht bekannt.

Der Einfluss der Nationalsozialisten bei den Freiwilligen Feuerwehren, den Feuerwehr-Vereinen und Verbänden wurde immer größer. Erste schwerwiegende Eingriffe, wie die Abschaffung der Wahlen bei den Feuerwehren und deren Unterstellung unter die Aufsicht der Ortspolizeibehörde mussten die Freiwilligen Feuerwehren und ihrer Verbände hilflos hinnehmen. Es folgte dann im Zuge der Kriegsvorbereitungen durch das „Gesetz über das Feuerlöschwesen vom 23.11.1938“ ein radikaler Eingriff in die gewachsene Struktur der Feuerwehren. Die von den Feuerwehren gebildeten Vereine und Verbände wurden aufgelöst. Vom Reichsminister des Innern wurden folglich Weisungen an die Feuerwehren über die Landkreise, den Städten und Gemeinden zur Umsetzung mitgeteilt. Ab diesem Zeitpunkt bis zum Anfang der Fünfziger Jahre, gibt es keine Aufzeichnungen der Feuerwehrversammlungen.

Um die Schlagkraft der Wehren zu erhalten, wurde verfügt, dass für den kurzfristigen Notdienst männliche und weibliche Personen zu verpflichten sind, Dienst in den Freiwilligen Feuerwehren bzw. in den Kriegsfeuerwehren zu verrichten. Wer hierzu aus gesundheitlichen oder körperlichen Gründen nicht in der Lage war, musste eine vom Arzt oder einer befugten Dienststelle ausgestellte Bescheinigung vorlegen. Für die Umsetzung waren die Bürgermeister als Ortspolizeibehörde zuständig.